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00778b4
commit 896edc4
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Original file line number | Diff line number | Diff line change |
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@@ -0,0 +1,69 @@ | ||
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title = "Und nun? Was tun!" | ||
slug = "nd-zwo-was-tun" | ||
draft = true | ||
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Im ersten Teil ging es um die wirtschaftliche Lage, im zweiten Teil ging es um die bisherigen Versuche. In diesem dritten und letzten Teil zu _nd.zwo_ möchte ich schliesslich Bausteine für eine mögliche Lösung skizzieren. | ||
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<!-- more --> | ||
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## Das Ziel | ||
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Ich schrieb es bereits im ersten Teil: | ||
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> Ich will eine große, eine starke, gute, linke Zeitung. Eine Zeitung, die Politik macht und fordert. Eine Zeitung, die auf den Tisch haut und Krawall verursacht. Eine Zeitung, die ihre Leute gut bezahlen kann. | ||
Ein Freund schrieb: | ||
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> Ich will was, was sich Arbeiter\*innen in ihren Whatsapp-Kanälen zuschicken. | ||
Die Stärke des _nd_ ist nicht tagesaktueller Journalismus. Es ist zeitloserer Journalismus von gestern, der auch heute und morgen noch relevant — und interessant — ist. Gute, exklusive Berichte. Recherchen wie die zu den [Zuständen in Tegel](https://www.nd-aktuell.de/artikel/1181267.fluechtlinge-ankunftszentrum-in-berlin-tegel-fatale-zustaende-fuer-gefluechtete.html), die vor Gericht ausgefochten werden musste. | ||
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Dabei muss sich _nd_ seiner neuen, potientiellen, jungen Zielgruppe annähern und immer wieder und wieder klarmachen: Journalismus ist nicht umsonst, aber auch nicht kostenlos. Wer ihn konsumieren will, muss sich beteiligen und bezahlen. Das widerspricht sicherlich dem linken Ideal von Zugänglichkeit, aber auch eine linke Zeitung existiert nicht im luftleeren Raum. | ||
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## Gründe zu zahlen | ||
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Es braucht handfeste Gründe, zu zahlen. Ein solcher Grund ist eine bezahlbare, aber harte Paywall. Ansätze gibt es mit der App bereits, nur unterlaufen der hohe Preis von 15—20 Euro und dass sämtliche Artikel frei zugänglich auf der Webseite stehen, diese Bestrebungen. Stattdessen lautet der Vorschlag: Paywall und 5 Euro pro Monat. Fertig. | ||
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Menschen, die einen Großteil ihres Erwerbslebens hinter sich haben, haben ganz andere finanzielle Möglichkeiten als junge Erwachsene in Zeiten von Krisen, Kriegen, Inflation. Das ist eine Realität und dafür braucht es ein entsprechendes Angebot. | ||
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Es mag schmerzhaft anmuten, Journalismus quasi verschenken zu müssen, aber gleichzeitig ermöglicht man potentiell mehr Leuten Zugang auf eben diesen Journalismus. Die Leute nehmen eine App war. Sie zahlen nicht (nur) für Journalismus, sondern für eine App. Und wenn ich für 15—20 Euro pro Monat Netflix oder die Öffentlich-rechtlichen bekomme, warum soll ich dann die gleiche Summe für eine einzelne, weitere App ausgeben? Linker Journalismus hin oder her. | ||
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## Links, radikal, konsequent digital | ||
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Abgesehen von Inseraten der Linkspartei und ihrem Umfeld und _Zapf Umzüge_ gibt es kaum Werbung im _nd_, also auch kein Geld. Es müssen die Inhalte _der_ Grund sein, das _nd_ zu lesen und zu bezahlen. Und da ist viel Luft nach oben. | ||
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Anstatt einer klaren Linie zu folgen, ist das _nd_ voller unmoderierter Widersprüche. Problematische Palästinasolidarität, die auch bei _Klasse gegen Klasse_ oder _junger Welt_ erscheinen könnte, findet dort genauso ihren Platz wie Texte vom anderen Ende des Spektrums, auch Putin-Freund\*innen wie Gabriele Krone-Schmalz wird eine Bühne geboten. Im Redaktionsstatus ist explizit von einem "linkspluralistischen Profil" die Rede, aber vielleicht geht es dem _nd_ auch deshalb wirtschlaftlich schlecht, weil es einfach kein Bedarf nach einer linkspluralistischen Zeitung gibt? | ||
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Axel Springer hat seine fünf Grundsätze. Die muss man nicht teilen, aber dadurch gibt es ein festes Wertegerüst, das dem _nd_ fehlt. Das _nd_ hingegen will es allen irgendwie recht machen — oder auch nicht — und ist dadurch alles und nichts. Ein Ort der unterschwelligen innerlinken Debatte ohne große Außenwirkung. Ein Sturm im Wasserglas. | ||
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Dazu kommt: Im _nd_ produzieren älteren Akademiker\*innen eher Journalismus für ältere Akademiker\*innen. Und das, obwohl man junge Leute vom Digital-Abo überzeugen möchte? | ||
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Wo ist der Mut? Warum setzt man nicht konsequent von Montag bis Freitag auf die Digitalausgabe und am Wochenende zusätzlich auf gedrucktes Papier? Dieser Schritt wird auf lange Sicht eh kommen, ihn vorzuziehen sorgt im schlimmsten Fall lediglich dafür, dass das Unausweichliche früher eintritt. | ||
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## Krawall und Remmidemmi | ||
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Eine digitale Ausgabe hat einen weiteren Vorteil: Man muss nicht krampfhaft Seiten füllen. Es fällt nicht auf, wenn ein Text mehr oder weniger erscheint, man kann auf Qualität statt Quantität setzen. Mit einem klaren Wertegerüst bietet das außerdem die Möglichkeit, konsequent Forderungen zu formulieren. Konsequent linke Politik zu machen. Laut sein, populistisch sein, Öffentlichkeit generieren. Ich glaube, hier gibt es ein großes Potential. | ||
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Tagesaktuelle Nachrichten bekomme ich aus den öffentlich-rechtlichen Medien, dafür brauche ich das _nd_ nicht. Ich will Hintergründe. Und ich will kurze, knallige und/oder unterhaltsame Beiträge, gerne auch in anderen Formaten. Gute Ansätze vom _nd_ dafür sind "[Anarchist\*innen in der Ukraine](https://www.youtube.com/watch?v=lIXRO8LBvCY&list=PL0zPxhlmI6jpSNZ1WVW2Oo02zWQxmmHZM)" oder auch die "[Rote Brause](https://www.nd-aktuell.de/podcasts/rote-brause)". | ||
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Ich will mehr Kooperationen, national und international. Inhalte und Perspektiven, die ich sonst nicht sehen würde. _Der Freitag_ arbeitet mit dem _Guardian_ zusammen, das [_nd_ neuerdings mit _il manifesto_](https://www.nd-aktuell.de/artikel/1183174.italienische-linke-direktor-von-il-manifesto-opposition-geht-einfacher.html). Ein guter Anfang, aber hoffentlich nicht das Ende. Nur scheinen gerade linke Medien in Deutschland einer Zusammenarbeit gegenüber nicht besonders aufgeschlossen. | ||
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## nd.zwo | ||
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Mir ist bewusst, dass das bisweilen fundamentale Brüche mit dem _nd_ wären. Und ob das Gesamtpaket aus bezahlbarem Preis und guten Inhalten ausreichen, um auch kurzfristig (genug) Geld zu erwirtschaften und Gehälter zu bezahlen, ist fraglich. | ||
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Aber wann wäre angesichts der desolaten wirtschaftlichen Situation des _nd_ eine bessere Gelegenheit, ein besserer Zeitpunkt, das in Erfahrung zu bringen? Als Kontrast zum "Weiter so!", das wohl absehbar gegen die Wand fährt, ein "Anders!", das eine Perspektive bietet. Vorwärts immer, rückwärts nimmer. | ||
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Und hier kommt _nd.zwo_ ins Spiel. Wenn sich die Änderungen nicht im _nd_ umsetzen lassen, dann vielleicht daneben, ganz gleich ob unter dem Dach des _nd_ oder eigenständig als Kollektivbetrieb. | ||
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Ein [Ghost](https://tryghost.org) inklusive Paywall ist schnell aufgesetzt, ein einfaches Design schnell darübergelegt. Mit dem _nd.digital_ gibt es ebenfalls eine App, die man anpassen könnte. Fehlt das Wichtigste: Gute, knallige Inhalte. Journalismus. Und vielleicht eine Mastodon-Instanz für die Belegschaft, um die Botschaft in die Welt zu tragen. | ||
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Ob das reicht? Ich kann es wie gesagt nicht einschätzen. Aber man hätte etwas, mit dem man notfalls wie ein Phoenix aus der Asche der Insolvenz erwachsen könnte. | ||
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## Was tun! | ||
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Vor der Generalversammlung im Juni 2024 habe ich ganz bewusst keinen dritten Anteil gezeichnet, weil ich auf den Plan vom Vorstand warten wollte, wie es weitergeht. Den habe ich nicht wahrgenommen. Es gibt keine Vision, stattdessen herrschen im Großen die Prinzipien "Hoffnung" und "Weiter so". | ||
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Ich möchte eine Alternative zur Debatte stellen. Journalismus von links für Junge und für Arbeiter\*innen. Denn in einem sind wir uns sicher einig: Es braucht eine starke linke Zeitung, eine Zeitung mit Haltung in diesen Zeiten. Wenn man nichts tut, gibt es demnächst eine linke Zeitung weniger. |