diff --git a/data/meta/statistiken.xml b/data/meta/statistiken.xml index 66a57d227..563a8c3b6 100644 --- a/data/meta/statistiken.xml +++ b/data/meta/statistiken.xml @@ -43,11 +43,11 @@

Diese Seite versammelt Auswertungen der Korrespondenz Arthur Schnitzlers mit Autorinnen und Autoren. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den - Unzulänglichkeiten der dargebotenen Visualisierungen.

+ Beschränkungen der Aussagekraft, die die jeweiligen dargebotenen Visualisierungen mit sich bringen.

Zu Beginn ein Diagramm, das alle der über 3.500 + target="https://schnitzler-briefe.acdh.oeaw.ac.at/toc.html">über 3.600 edierten Korrespondenzstücke im Verlauf der Jahre zeigt:

@@ -77,7 +77,7 @@ das Abflauen der brieflichen Korrespondenz ebenso relevant sein.

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Als nächstes ein Diagramm, das die in der vorliegenden Edition enthaltenen mehr +

Als nächstes ein Diagramm, das die in der vorliegenden Edition enthaltenen, mehr als 2.000 beruflichen Korrespondenzstücke an Schnitzler im Laufe der Jahre aufschlüsselt:

@@ -85,52 +85,63 @@ Abb. 2: Edierte Korrespondenzstücke an Schnitzler im Laufe der Jahre
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Erkennbar wird, dass alle das Erwachsenenleben anhaltenden Korrespondenzen die +

Erkennbar wird, dass alle früh begonnenen und anhaltenden Korrespondenzen die Gemeinsamkeit besitzen, dass sie nach 1910 massiv zurückgehen. Für die späten - Jahre kommt vielleicht der Korrespondenz mit Robert Adam eine prototypische Rolle zu – sie ist + >Korrespondenz mit Robert Adam eine besondere Rolle zu: Sie ist die derzeit umfangreichste der Jahre 1915–1919. Adam war im Zivilberuf Richter, als Autor blieb er weitgehend erfolglos. Schnitzler nahm in seiner Korrespondenz mit Adam die Rolle eines Ratgebers ein, der sich auch an den Gesprächen über die Tätigkeit an den Gerichten interessiert haben dürfte. Zu keinem Zeitpunkt aber war es ein Austausch, bei dem Schnitzler sein eigenes Schaffen zur Diskussion stellte. Vor diesem Hintergrund könnte geschlossen werden, dass Schnitzler - selbstsicherer in seiner Arbeit wurde und weniger (brieflichen) Rat suchte.

+ selbstsicherer in seiner Arbeit wurde und weniger Rat bei ›gleichrangigen‹ Kollegen (hier wird bewusst nur die männliche Formulierung gesetzt) suchte. +

Darüber hinaus lässt sich der Umfang der einzelnen beruflichen Korrespondenzen erahnen – auch wenn es sich nur um die Briefe an Schnitzler und nicht um die - gesamte Korrespondenz handelt. Doch genau dieser Fokus ist aussagekräftiger als - die Berücksichtung aller Korrespondenzstücke. Schnitzler traf zwischen den + gesamte Korrespondenz handelt. Dieser Fokus auf die empfangenen Korrespondenzstücke ist nämlich aussagekräftiger als + die Berücksichtung aller überlieferten Objekte. + Schnitzler traf zwischen den Korrespondenzen höchstwahrscheinlich keine Unterscheidung und bemühte sich, zumindest wenn es sich um anhaltende schriftliche Dialoge handelte, alle an ihn - gesandten Briefe aufzubewahren. Für seine Briefpartnerinnen und Briefpartner - kann das nicht immer behauptet werden. Als Daumenregel kann angenommen werden, - dass jedes Korrespondenzstück eine Antwort bewirkt und insgesamt also eine - Doppelung der Briefe in eine Richtung ein historisch adäquates Diagramm liefern + gesandten Briefe aufzubewahren. Diese Indifferenz den unterschiedlichen Absenderinnen und + Absendern gegenüber, ermöglicht, die Nachlassüberlieferung als Konstante zu begreifen und ermöglicht so + die Vergleichbarkeit aller Korrespondenzen. Gelegentlich lässt sich zwar das Fehlen einzelner Objekte, + zumeist marginaler Natur wie + Postkarten oder Telegramme, nachweisen. Geschätzt dürften die an Schnitzler adressierten Schreiben in einer umfangreicheren Korrespondenz zu 90, in + einer kleineren vollständig aufbewahrt sein. Für seine Briefpartnerinnen und Briefpartner + kann das nicht immer behauptet werden. Eine Annäherung an die Anzahl der verlorenen + Korrespondenzstücke kann dadurch ermittelt werden, wenn man annimmt, dass jeder + Brief eine Antwort bewirkt. Insgesamt würde also eine + Doppelung der Briefe an Schnitzler ein historisch adäquates Diagramm liefern würde. Das sich über alle Telegramme, Briefe und Karten ergebende Verhältnis beträgt aktuell jedoch 1:2, heißt: für jeden Brief von Schnitzler sind zwei an - ihn überliefert. Im Einzelfall ist das natürlich zu differenzieren. So hat etwa + ihn überliefert. Im Einzelfall ist das natürlich zu differenzieren und so + sind bei einzelnen kleineren Korrespondenzen alle Briefe überliefert. Und auch + Richard - Beer-Hofmann die an ihn gesandten Briefe besser aufbewahrt als - Schnitzler. Das mag wohl auch daran liegen, dass Beer-Hofmann der notorisch - faulste Briefschreiber war: Er schrieb nicht, sondern bewahrte auf. Die häufig - in den Briefen vorhandene Klage seiner Freunde, Beer-Hofmann möge zum Schreiben - aufgefordert werden, schränkt letztlich auch die genannte Daumenregel ein, dass - für jeden Brief ein Gegenbrief vorhanden sein müsste – mit Ausnahme von - Beer-Hofmann.

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Die fehlende Überlieferung von Korrespondenzstücken lässt sich auch mit einem - fehlenden Nachlassbewusstsein erklären. Dass beispielsweise nur wenige - Schriftstellerinnen einen umfangreichen Nachlass hinterließen, liegt nicht - daran, dass sie weniger produzierten. Es wäre dafür ein Ego notwendig gewesen, - das sich schwer mit der zurückhaltenden Rolle vertrug, die Schriftstellerinnen - für ihre Teilnahme am Kulturbetrieb einnehmen mussten. Schnitzler hingegen - diktierte, wenn er formell blieb, in den letzten 25 Lebensjahren seiner - Sekretärin die Briefe. Diese sind dann auch als Durchschläge im Nachlass - Schnitzlers (in diesem Fall: im Deutschen Literaturarchiv Marbach) erhalten. Es - dürften daher allgemein mehr formelle als informelle, persönliche (mit der Hand - geschriebene) Korrespondenzstücke überliefert sein. Das ist ein weiterer - möglicher Grund für eine Verzerrung, der näher untersucht werden müsste.

+ Beer-Hofmann hat die an ihn gesandten Briefe besser aufbewahrt als + Schnitzler. Das mag damit zusammenhängen, dass Beer-Hofmann der notorisch + faulste Briefschreiber war: Er schrieb nicht, sondern bewahrte auf.

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Die fehlende Überlieferung von Korrespondenzstücken lässt sich teilweise durch Rückgriff + auf das + Nachlassbewusstsein erklären: Wenn nur wenige Schriftstellerinnen + einen umfangreichen Nachlass hinterlassen haben, liegt das nicht daran, dass sie weniger + produzierten. Sie hätten dafür ein Selbstverständnis pflegen müssen, das sich schwer mit der + zurückhaltenden Rolle vertrug, die sie für ihre Teilnahme am + Kulturbetrieb einnehmen mussten. Anders gesagt: Während für jemanden wie Schnitzler + die Aufbewahrung persönlicher und beruflicher Papiere auch seinen Status als + Schriftsteller legitimierte, wäre eine Frau, die einen vergleichbaren Nachlass + aufgebaut und gepflegt hätte, wohl als eitel und prätentiös eingestuft worden. + Was Schnitzler anbelangt, so diktierte er, wenn + er formell blieb, in den letzten 25 Lebensjahren seiner Sekretärin die Briefe. + Diese sind dann auch als Durchschläge im Nachlass Schnitzlers (in diesem Fall: + im Deutschen Literaturarchiv Marbach) erhalten. Es dürften also mehr formelle + als informelle, persönliche (mit der Hand geschriebene) Korrespondenzstücke + überliefert sein. Auch diese mögliche Verzerrung müsste genauer untersucht + werden.

Deutlich wird in Abbildung 2 jedenfalls, welche die ›großen‹ Korrespondenzen sind: jene mit Hermann @@ -145,7 +156,7 @@ Salten. Im direkten Vergleich gestalten sie sich wie folgt:

- Abb. 3: Vergleich der Briefe an Schnitzler in den fünf umfangreichsten + Abb. 3: Vergleich der an Schnitzler gerichteten Briefe in den fünf umfangreichsten beruflichen Korrespondenzen

Bemerkbar ist, dass diese Korrespondenzen parallele Bewegungen durchzumachen @@ -153,66 +164,7 @@ mit Hofmannsthal auf, doch auch der Bruch mit Goldmann Ende 1910/Anfang 1911 führt nicht zu einem relevant abweichenden Verlauf.

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Ähnlich sieht das Diagramm aus, wenn die Anzahl aller bekannten - Korrespondenzstücke zwischen den vier zentralen Jung-Wienern, Arthur Schnitzler, - Hermann Bahr, Richard Beer-Hofmann und Hugo von Hofmannsthal, berücksichtigt - werden:

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- - Abb. 4: Alle Korrespondenzen zwischen Arthur Schnitzler, Hermann Bahr, - Richard Beer-Hofmann und Hugo von Hofmannsthal im Laufe der Jahre -
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Auch bei diesen insgesamt 2.538 Briefen ist ab 1890 ein starker Anstieg zu - verzeichnen. Die Korrespondenz zwischen Hofmannsthal und Beer-Hofmann setzt Ende - 1890/Anfang 1891 ein. 1891 sind auch die ersten Korrespondenzstücke zwischen - Hofmannsthal und Schnitzler, Hofmannsthal und Bahr, Beer-Hofmann und Bahr, - Schnitzler und Bahr sowie Schnitzler und Beer-Hofmann verzeichnet. Die Anfänge - der Korrespondenzen korrelieren stark mit der Herausbildung der Gruppe Jung-Wien - und dem ersten Treffen des Vereins Jung-Wien am 17. März 1891 in der Wiener - Weinhandlung Wieninger.

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Die Korrespondenzen Hofmannsthal–Beer-Hofmann (232 Briefe), Hofmannsthal–Schnitzler (603 Briefe) und Schnitzler–Beer-Hofmann (818 Briefe) sind besonders zwischen 1892 und - 1899, also der Blütezeit Jung-Wiens, intensiv. Hofmannsthals Korrespondenz mit - Bahr (441 Briefe) kommt zwar nicht an die Intensität der Korrespondenz - Hofmannsthals mit Schnitzler heran, ist aber noch länger stärker, besonders - auffällig in den Jahren 1901 und 1904. Ähnlich verhält sich die Korrespondenz - Schnitzler–Bahr (359 Briefe): Sie ist zwar insgesamt weniger - intensiv, hat aber ihre Höhepunkte erst am Anfang des 20. Jahrhunderts, konkret - in den Jahren 1901 und 1903. In dieser Zeit kommt es auch zu einem letzten - Höhepunkt der Korrespondenz Schnitzler–Hofmannsthal. Auch die weniger intensive - Korrespondenz Beer-Hofmanns mit Bahr (85 Briefe) erlebt nach ihrem ersten - Höhepunkt 1894 erst um 1904 einen Aufschwung. Die Korrespondenzen mit Bahr sind - also insgesamt tendenziell länger intensiver, was insbesondere auf Bahrs - zentrale Rolle als Mentor und Vermittler zurückzuführen sein dürfte.

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Am Anfang des 20. Jahrhunderts vermindern sich die Korrespondenzen in der Regel - deutlich – zwischen Hofmannsthal und Schnitzler sowie zwischen Beer-Hofmann und - Schnitzler erstmals bereits ab 1900, kurz bevor Hofmannsthal nach Rodaun zog und - die regelmäßigen Treffen der Gruppe eingestellt wurden, zwischen Hofmannsthal - und Beer-Hofmann sowie zwischen Hofmannsthal und Bahr ab 1904. Die ohnehin - weniger intensive Korrespondenz zwischen Schnitzler und Bahr nimmt nach 1903 - ebenso stark ab. Die Korrespondenz zwischen Beer-Hofmann und Bahr erlebt 1907 - (Ende von Bahrs Berufung an das Deutsche Theater Berlin) und 1918 (Beginn von - Bahrs Zeit als erster Dramaturg am Wiener Burgtheater) noch einmal einen - verhältnismäßig starken Aufschwung.

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Alle Korrespondenzen zwischen den Jung-Wienern enden in den späten 1920er oder - frühen 1930er Jahren. Mit dem Tod Hofmannsthals im Jahr 1929 enden seine - Korrespondenzen mit Schnitzler und Beer-Hofmann. Bereits im Jahr davor hatte die - nur während des Ersten Weltkriegs neuerlich ansteigende Korrespondenz - Hofmannsthals mit Bahr geendet. Noch früher, im Jahr 1925 – Bahr war zu diesem - Zeitpunkt bereits drei Jahre in Salzburg –, endete die Korrespondenz zwischen - Beer-Hofmann und Bahr. Mit Schnitzlers Tod im Jahr 1931 endete schließlich auch - die Korrespondenz zwischen Bahr und Schnitzler.

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Ein Punkt schränkt die Aussagekraft der letzten Abbildungen stark ein: Sie geben die Anzahl der Korrespondenzstücke, nicht aber deren Umfang wieder. Für jede @@ -276,9 +228,93 @@ beiden Faktoren Anzahl der Korrespondenzstücke an Schnitzler und Erwähnungen im Tagebuch stehen also in weitgehender Korrelation und erlauben Auskunft über den Fluss der sozialen Energie in Schnitzlers Beziehungen. Damit dürften aber auch - schon die Grenzen der statistischen Auswertung erreicht sein. Ein abschließendes - Urteil wäre nur durch Detailstudien möglich, bei der auch die Textinhalte + schon Grenzen der vorliegenden statistischen Auswertung erreicht sein. Ein abschließendes + Urteil wäre durch Detailstudien möglich, bei der auch die Textinhalte berücksichtigt werden.

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Betreffen die bislang beschriebenen Phänomene ausschließlich Schnitzler, oder + lässt sich das in größere Zusammenhänge betten? Dafür werden im Folgenden die + überlieferten Korrespondenzstücke zwischen den vier heute am stärksten rezipierten Mitgliedern von Jung-Wien: Arthur Schnitzler, + Hermann Bahr, Richard Beer-Hofmann und Hugo von Hofmannsthal in Augenschein genommen. Jede + dieser Korrespondenzen ist publiziert (Beer-Hofmann mit Bahr, Hofmannsthal, Schnitzler; Schnitzler + mit Hofmannsthal und Bahr usw.). Die einzige Ausnahme sind die Briefe Bahrs an Beer-Hofmann, die mit dem Nachlass des Letzteren ergänzt wurden. + Für eine umfassendere Auswertung fehlt hier die Einbeziehung von Salten, von dem nur die Korrespondenz + mit Schnitzler vollständig + ediert vorliegt – und das erst seit 2024 –, und Goldmanns, von dem neben der von uns edierten + Korrespondenz mit Schnitzler + im Nachlass Bahrs und Beer-Hofmann Korrespondenzstücke + zu berücksichtigen wären.

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+ + Abb. 4: Alle Korrespondenzstücke zwischen Arthur Schnitzler, Hermann Bahr, + Richard Beer-Hofmann und Hugo von Hofmannsthal +
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Auch bei diesen insgesamt 2.538 Briefen ist ab 1890 ein starker Anstieg zu + verzeichnen. Die Korrespondenz zwischen Hofmannsthal und Beer-Hofmann setzt Ende + 1890/Anfang 1891 ein. 1891 sind auch die ersten Korrespondenzstücke zwischen + Hofmannsthal und Schnitzler, Hofmannsthal und Bahr, Beer-Hofmann und Bahr, + Schnitzler und Bahr sowie Schnitzler und Beer-Hofmann verzeichnet. Die Anfänge + der Korrespondenzen korrelieren wenig überraschend mit der Herausbildung der Gruppe Jung-Wien + und dem ersten Treffen des Vereins Jung-Wien am 17. 3 1891 in der Wiener + Weinhandlung Wieninger.

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Die Korrespondenzen Hofmannsthal–Beer-Hofmann (232 Briefe), Hofmannsthal–Schnitzler (603 Briefe) und Schnitzler–Beer-Hofmann (818 Briefe) sind besonders zwischen 1892 und + 1899 und damit in der Hochphase Jung-Wiens intensiv. Hofmannsthals Korrespondenz mit + Bahr (441 Briefe) kommt zwar nicht an die Intensität der Korrespondenz + Hofmannsthals mit Schnitzler heran, ist aber noch länger stärker, besonders + auffällig in den Jahren 1901 und 1904. Ähnlich verhält sich die Korrespondenz + Schnitzler–Bahr (359 Briefe): Sie ist zwar insgesamt weniger + intensiv, hat aber ihre Höhepunkte nahezu zeitgleich mit der Korrespondenz Bahr–Hofmannstal, 1901 und 1903. + Auch die vergleichsweise vom Umfang geringe + Korrespondenz Beer-Hofmanns mit Bahr (85 Briefe) erlebt nach ihrem ersten + Höhepunkt 1894 erst um 1904 einen Aufschwung. Gemeinsam ist also beispielsweise + für alle Korrespondenzen mit Bahr eine Intensivierung um 1903/1904. Während + innerhalb der jeweiligen Korrespondenzen spezifische Gründe ausgemacht werden können, + deutet das auf eine besonders aktive Phase Bahrs hin, die biografisch mit + zwei schweren Erkrankungen zu den Jahreswechseln 1902/1903 und 1903/1904 + zusammenfällt. Stark verkürzt könnte das auf die Erzählung reduziert werden, als + Bahr dem Tod nahe kommt, sucht er stärkere Bindungen. Das löst sich durch + die Bekanntschaft mit Anna von Mildenburg im Herbst 1904. Sie wird seine + zweite Ehefrau und zentrale Gefährtin bis zu seinem Tod.

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Die jeweilige Nähe zwischen den Briefpartnern kann in der folgenden Grafik sowohl + insgesamt, als auch für die einzelnen Jahre studiert werden.

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Die für Schnitzler bereits getätigte Aussage, dass die Korrespondenzen in Bezug + zu den + unterschiedlichen Lebensdekaden steht, lässt sich an allen hier verglichenen Korrespondenzen + feststellen und erweist sich damit zumindest als ein Zeitphänomen: + Am Anfang des 20. Jahrhunderts vermindern sich alle Korrespondenzen in der Regel + deutlich. Die Protagonisten zogen innerhalb weniger Monate aus dem Zentrum Wiens an die Peripherie, Beer-Hofmann und Hofmannsthal + nach Rodaun, Bahr nach Ober-St.-Veit und Schnitzler und Salten nach Währing. Nun + könnte man psychologisch argumentieren, dass die neue räumliche Distanz anfänglich dazu + führt, dass nochmals versucht wird, zumindest schriftliche Nähe herzustellen: Aber selbst wenn man die Aktivitität + so deutet, ist klar: die räumliche Distanz und die epistolare gehen Hand in Hand.

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Alle Korrespondenzen zwischen den Jung-Wienern werden, teilweise mehr pflichtbewusst + und mit wenig Einsatz, bis zum Tod geführt: Hofmannsthal starb 1929, Schnitzler 1931. + Bahr und Beer-Hofmann, die letzten beiden, die danach noch in Austausch hätten stehen können, hatten bereits + 1925 das letzte Mal schriftlich miteinander kommuniziert. Jung-Wien lässt sich somit nicht + nur als ein ästhetischer Zusammenhalt verstehen, sondern auch ein persönlicher, der aber nur + ein gutes Jahrzehnt wirklich eng war. Studiert man die Rolle Schnitzlers, so erweist + er sich als die grundlegende + kommunikative Schnittstelle der vier Autoren über all’ die Jahre. Nur für einen vergleichbar kurzen + Zeitraum bestand + zwischen Bahr und + Hofmannsthal ein quantitativ vergleichbarer Austausch. +

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August 2024